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Kai Sender
Sozialarbeiter
Bremen
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Die unausweichliche Reise ins Ungewisse

Wie das Nachdenken über den Tod zu einem erfüllteren Leben führen kann

Was kommt nach dem Tod? Philosophische Gedanken über das Sterben können helfen, Ängste zu verringern und das Leben bewusster zu gestalten. (Foto: Freepik)

Bremen. Der Tod gehört unweigerlich zum Leben, dennoch bleibt er in der westlichen Welt ein stark tabuisiertes Thema. Besonders die Ungewissheit darüber, was am Lebensende geschieht, bereitet vielen Menschen Sorgen. Während der Tod für alle Lebewesen das Ende bedeutet, ist er für den Menschen von besonderer Bedeutung – vor allem, weil er sich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst ist.

Wer sich mit dem Sterben und dem Tod beschäftigt, kann Ängste abbauen, auch wenn es für die meisten kein Thema ist, mit dem sie sich freiwillig auseinandersetzen. Das ist verständlich – aber eine gewisse Auseinandersetzung und Vorbereitung kann hilfreich sein, sowohl für das eigene Leben als auch für die Hinterbliebenen.

Die Tatsache, dass das Leben begrenzt ist, kann helfen, Entscheidungen bewusster zu treffen. Wer sich der Endlichkeit des Daseins frühzeitig stellt, kann am Ende zufriedener zurückblicken. Doch in der heutigen Gesellschaft wird das Thema häufig verdrängt.

Gerade deshalb ist es wichtig, den Tod nicht zu verschweigen, sondern offen darüber zu sprechen. Das kann dabei helfen, das Leben intensiver und bewusster wahrzunehmen. Die Philosophie bietet dabei unterschiedliche Denkansätze im Umgang mit der eigenen Endlichkeit.

Philosophische Perspektiven auf den Tod

Der griechische Philosoph Epikur beispielsweise war der Ansicht, dass der Tod den Menschen nicht betrifft – denn solange man lebt, ist der Tod nicht da, und wenn er eintritt, existiert man selbst nicht mehr. Diese Denkweise kann helfen, Ängste zu relativieren und den Fokus auf das eigene Leben im Hier und Jetzt zu richten.

Sokrates, ebenfalls griechischer Philosoph, begrüßte den Tod hingegen – für ihn bedeutete das Ableben die Befreiung der Seele, die dadurch die Wahrheit erkennen könne. Auch die Unsicherheit darüber, was nach dem Tod kommt, thematisierte er bereits: „Niemand kennt den Tod, es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist. Dennoch wird er gefürchtet, als wäre es gewiss, dass er das Schlimmste aller Übel sei.“

Auch sein Schüler Platon sah im Tod keine Bedrohung, sondern eine Befreiung des Geistes von den Fesseln des Körpers. Aus dieser Perspektive wird der Tod nicht nur als Ende, sondern auch als Übergang oder Transformation verstanden.

Platon betonte außerdem, dass das Philosophieren ein Mittel sein kann, sich dem Gedanken an die Vergänglichkeit zu nähern – und gleichzeitig die Angst davor zu verlieren. Ein Leben ohne natürliches Ende, so Platon, widerspräche dem Wunsch nach einem erfüllten Dasein.

Michel de Montaigne griff diese Idee, „Philosophieren heißt sterben lernen“, im 16. Jahrhundert auf und entwickelte sie weiter. Er kam zu dem Wunsch, so unbeschwert sterben zu können wie einfache Menschen auf dem Land – indem man erst dann über den Tod nachdenkt, wenn er tatsächlich bevorsteht.

Ein erfüllteres und sinnvolles Leben führen

In der Existenzphilosophie steht die indivi-duelle Freiheit im Vordergrund. Sie betont die Verantwortung des Einzelnen, sein Leben
angesichts des Todes selbstbestimmt und authentisch zu gestalten. Blaise Pascal etwa sah in der bewussten Auseinandersetzung mit der Endlichkeit ein Mittel gegen Zerstreuung. Martin Heidegger entwickelte das Konzept des „Sein zum Tode“, das den Tod als festen
Bestandteil der Existenz begreift. Wer seine Sterblichkeit annimmt, so Heidegger, könne ein erfüllteres und bewussteres Leben führen.

Auch die Philosophin Rahel Rehder sieht im Nachdenken über den Tod eine Chance zur Lebendigkeit. Wer sich der eigenen Endlichkeit stellt, bekomme die Möglichkeit, das Leben in seiner Gesamtheit – inklusive der schwierigen Phasen – wertzuschätzen und zu bejahen.

So unausweichlich der Tod ist, so ungewiss bleibt, was danach geschieht. Dies kann verunsichern. „Was nach dem Tod passiert, können wir nur glauben“, sagt der Philosoph Wilhelm Schmid. Für Gläubige kann das eine Auferstehung oder Wiedergeburt bedeuten. Doch auch nicht-religiöse Menschen entwickeln Überzeugungen über das Danach – sei es die Vorstellung eines Nichts oder eines unbekannten Fortbestehens. Schmid betont, dass jede dieser Ansichten ihre Berechtigung habe.

Er betrachtet das Thema aus naturwissenschaftlicher Perspektive: Der Körper wird durch Wärme- und Elektroenergie betrieben. Beim Tod bleibt der Körper bestehen, doch die Energie verschwindet. Da Energie jedoch laut Energieerhaltungssatz nicht verloren geht, könne man annehmen, dass sie im Raum verbleibt und sich langsam auflöst. Schmid beschreibt persönliche Erfahrungen und Gespräche, in denen viele das Gefühl hatten, ein verstorbener Mensch sei energetisch noch spürbar – für ihn ein tröstlicher Gedanke.

Vorbereitungen können Angehörige entlasten

Wer sich rechtzeitig mit dem eigenen Tod auseinandersetzt, kann seinen Angehörigen eine große Last abnehmen. Dazu zählt vor allem das Erstellen eines Testaments, um spätere Konflikte zu vermeiden. Auch das Weitergeben von persönlichen Gegenständen noch zu Lebzeiten kann sinnvoll sein. Eine Patientenverfügung legt fest, welche medizinischen Maßnahmen im Ernstfall gewünscht oder abgelehnt werden. Ebenso können eine Vorsorgevollmacht und eine Betreuungsverfügung helfen, klare Regelungen zu treffen – etwa
darüber, wer im Krankheitsfall Entscheidungen treffen darf.

Nicht zuletzt kann es hilfreich sein, Wünsche zur eigenen Bestattung festzuhalten. So wissen Angehörige, wie die Verabschiedung gestaltet werden soll und müssen keine schwierigen Entscheidungen treffen. Alle wichtigen Dokumente – etwa zu Bankkonten oder Versicherungen – sollten übersichtlich abgelegt werden. Das reduziert den organisatorischen Aufwand und lässt den Hinterbliebenen mehr Raum für den eigentlichen persönlichen Trauerprozess.

Von Antonia Lühmann